Über unsere Arbeit

und Freunde werden

In unseren Wohngemeinschaften leben Menschen zusammen, die sich vorher vermutlich aus dem Weg gegangen wären: Hauseltern mit ihren Kindern, bürgerliche junge Christen, „Knackis" und Drogenabhängige. Eben kein Ghetto von Gescheiterten, sondern Großfamilie.

Gemeinschaft rund um die Uhr. Schön - aber manchmal auch ganz schön anstrengend. Hier kann sich niemand verkriechen oder machen, was er will. In der WG lernt jeder Konflikte auszutragen, Krisen gemeinsam mit anderen zu bewältigen, miteinander zu reden, zu arbeiten und zu lachen.

Das Leben derer, die schon länger dort sind, ermutigt die Neuen durchzuhalten. Alles braucht eine Ordnung – auch das Zusammenleben. In unserer Hausordnung orientieren wir uns am Schwächsten. Suchtmittel (Drogen, Alkohol, Nikotin) und Gewalt sind bei uns tabu.

Wer Arbeit hat, erfährt, dass er gebraucht wird und etwas leisten kann.

Durchhaltevermögen, Disziplin, Ordnung, höfliches Auftreten beim Kunden, .... all das muss gelernt sein. In unserem Zweckbetrieb führen wir überwiegend handwerkliche Arbeiten durch. Wir sanieren alte Häuser, renovieren Wohnungen, gestalten Gärten, pflastern, entrümpeln, helfen beim Umzug oder arbeiten in unserer Holzwerkstatt. Hier kann jeder ausprobieren, welche Arbeit ihm liegt. Manch einer hat dabei bemerkt, dass Arbeit auch Spaß machen kann.

Jeder, der zu uns kommt, arbeitet ca. ein Jahr in diesem Bereich mit. Danach helfen wir bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, einer Umschulungsmaßnahme oder einer festen Arbeit. Hier sind wir für Kontakte zu Arbeitgebern, die unser Anliegen unterstützen, sehr dankbar. Geleitet wird der Arbeitbereich von Ingo. Ingo kam einmal als Hilfesuchender zu uns und ist dann dabeigeblieben. Inzwischen ist er verheiratet, hat drei Töchter und leitet die zweite Wohngemeinschaft.

Als fachkundige Hilfe stehen ihm Alexander und David beiseite. Alex ist gelernter Schreiner und ist nach seinem Zivildienst in Wuppertal geblieben. David ist Gartenlandschaftsbauer und kam als Hilfesuchender zu uns. Beide unterstützen nun als Mitarbeiter den Arbeitsbereich. Sie leiten junge Männer an, sich wieder an den Arbeitsalltag zu gewöhnen, und finden die Grätsche zwischen 'Freund-sein' und Vorarbeiter.

Was haben Menschen im Altenheim und im Gefängnis gemeinsam?

Beide warten auf Besuch.

Die Erfahrung zeigt, dass Inhaftierte oft alle sozialen Kontakte nach außen verlieren. Die Integration in die Gesellschaft nach der Entlassung wird immer schwieriger – denn: „Wer einmal sitzt, dem glaubt man nicht ..."

Die Rückfallquote, besonders im Bereich des Jugendstrafvollzugs, ist erschreckend hoch. Hier möchten wir helfen. In unseren regelmäßigen Kontaktgruppen denken wir mit dem Einzelnen über sein Leben nach. Themen gibt es genug: Wie bewältige ich meine Schuld, wohin mit meiner Angst, was passiert draussen, wie kann ich meinen Hass loswerden ...?

Beziehungen entstehen, ein Weg beginnt, der manchmal draußen weitergeht – z. B. in der Wohngemeinschaft.

Zurzeit besuchen wir regelmäßig Inhaftierte in der JVA Iserlohn (wöchtentlich Freitagsabends) und in der JVA Willich (alle zwei Wochen Freitagsabends).

Darum sind wir gerne unterwegs in Schulen, Gemeinden und Jugendgruppen, um über die Arbeit zu berichten oder ein Thema zu behandeln.

Mit unserer Gemeinde sind wir regelmäßig auf der Straße. z. B. mit dem YMT (Young Mobi Treff) der Barmer Zeltmission. Hier begann unser Arbeit und hier wollen wir auch dran bleiben.

Seit einigen Jahren fahren wir auch nach Ungarn. Hier arbeiten wir mit einer Gefangenenmission zusammen. Alle zwei Jahre reisen wir dort ca. acht Tage durch Gefängnisse, geben Konzerte und führen Gottesdienste durch.